Gemeinsam für Impfgerechtigkeit weltweit!

November 2021 - Corona ist erst vorbei, wenn es überall vorbei ist. Diese Erkenntnis erleben wir als Vertreterinnen und Vertreter der Tourismuswirtschaft so unmittelbar, wie vermutlich kaum ein anderer Wirtschaftssektor. Neben den eigenen wirtschaftlichen Herausforderungen, die wir in der Corona-Pandemie jeden Tag zu meistern haben, erfahren wir auch, wie dramatisch die Lage in anderen Teilen der Welt ist. Unsere Partnerinnen und Partner in den Destinationen Afrikas, Lateinamerikas und Asiens berichten uns von der verzweifelten Situation ihrer Mitarbeitenden, die ohne Hoffnung auf baldige wirtschaftliche Erholung dem Tourismus den Rücken kehren. Damit ist auch für uns klar: Je länger der Tourismus in den Reiseländern am Boden liegt, desto schwieriger wird der Neustart auch für uns als Reiseveranstalter aus Deutschland werden. Hinter den fast zehn Millionen Deutschen, die vor Corona jedes Jahr in Schwellen- und Entwicklungsländer reisten, stehen hunderte Reiseveranstalter mit mehreren Tausend Angestellten in Deutschland und ungezählten Dienstleistern in den Ländern des globalen Südens.


Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass in Ländern mit einer niedrigen Impfquote der Tourismus sehr lange Zeit auf einem geringen Niveau von 25 Prozent im Vergleich zu den Zahlen vor der Corona-Pandemie verharren wird – wohingegen die Einbrüche in Ländern mit hoher Impfquote „nur“ bei etwa einem Drittel liegen. Aus den Gesprächen mit unseren Kundinnen und Kunden wissen wir auch ganz praktisch: Die Impfquote in den Gastländern ist von herausragender Bedeutung für das Sicherheitsgefühl der Reisenden. Und als professionelle Reise-Dienstleister müssen wir jederzeit darauf vertrauen können, dass unsere Kundinnen und Kunden auch vor Ort Zugang zu intakten und nicht überforderten Gesundheitssystemen haben.


Aus diesem Grund, sind wir sehr besorgt darüber, dass das Impfziel der Weltgesundheitsorganisation WHO für 2021 in immer weitere Ferne rückt, und die Impfstoffverfügbarkeit gerade in Ländern mit geringen Einkommen zum Teil noch im einstelligen Bereich liegt.

Wir als Reiseveranstalter versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten, unseren Beitrag zu leisten. Einige von uns unterstützen Impfprogramme mit Spenden, andere versuchen durch Schulungen der Impfskepsis in unseren Gastländern entgegen zu treten oder unterstützen logistisch dabei, Impfungen zu ermöglichen. Trotzdem sind diese Maßnahmen nur ein Tropfen auf den heißen Stein, weil die globale Impfstoffverteilung bisher nicht gleichmäßig verlaufen ist und die Versorgung der Weltbevölkerung mit Impfstoffen stockt.

Wir bitten die Bundesregierung, alles zu tun, um:

1.      auch weiterhin Impfstoffe an COVAX weiterzugeben, für die es in Deutschland absehbar keinen Bedarf gibt. Dazu zählen ungenutzte Impfdosen, die bereits in Deutschland sind, aber auch die Weiterleitung von neuen Kontingenten aller Impfstoffhersteller, die nicht mehr dringend für die Grundimmunisierung und die Auffrischungsimpfungen für Risikogruppen in Deutschland benötigt werden.
 
2.     die globale Impf-Initiative COVAX umfänglich zu finanzieren, so dass ärmere Länder so schnell wie möglich mit ausreichenden Impfstoffmengen versorgt werden können.

3.     Länder des globalen Südens, vor allem in Afrika zu befähigen, eigene Impfstoffproduktionen aufzubauen und auszuweiten. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Impfstoffe schnell an neue Virus-Varianten angepasst werden können und es hilft uns, zukünftig weltweit besser auf Pandemien vorbereitet zu sein.

Der Tourismus ist ein internationaler Wirtschaftssektor von außerordentlicher Bedeutung. Mit ihm verbunden ist weltweit jeder zehnte Arbeitsplatz. Seine Zukunft hängt aktuell nicht zuletzt davon ab, wie schnell es gelingt, auch den ärmeren Staaten der Welt Zugang zu Impfungen zu verschaffen. Nach zehn Monaten der Konzentration auf die Impfkampagne in Deutschland, erhoffen wir uns von der Bundesregierung nun dieselbe Energie für die Unterstützung der globalen Impfkampagne – im Interesse der Menschen in den Reiseländern, aber auch in unserem ganz eigenen Interesse.

Diese Erklärung wird getragen von:

ASR -  Allianz selbständiger Reiseunternehmen – Bundesverband e.V.

BDO - Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e.V.

DRV - Deutscher Reiseverband e.V.

Fachverband Deutscher Sprachschulen und Sprachreise-Veranstalter e.V.

forum anders reisen e.V. – Verband für nachhaltigen Tourismus

Reisenetz – Deutscher Fachverband für Jugendreisen e.V.

VIR - Verband Internet Reisevertrieb e.V.

VPR - Internationaler Verband der Paketer e.V.

 

Kontakt für Rückfragen:
Petra Thomas || Geschäftsführerin des forum anders reisen || Tel.:040 181260463 || Presse@forumandersreisen.de
Forum anders reisen e.V. – Verband für nachhaltigen Tourismus || Brandstwiete 4 || 20457 Hamburg